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Liquiditätsnotfallplan: Haben Sie Ihre Finanzen im Griff?

Lesezeit: 4 Min

Für den Fall eines Feuers gibt es in jedem Unternehmen einen Brandschutzplan mit Fluchtwegen für den Notfall. Für den Liquiditätsnotfall sieht das schon anders aus. Denn obwohl liquide Mittel die Lebensader jedes Unternehmens sind, können Engpässe auch beim besten Liquiditätsmanagement jederzeit für Schweißperlen beim Management sorgen. Die besten Bespiele sind die Ukraine-Krise oder die Corona-Pandemie: Lieferketten brechen, Ziele werden nicht erreicht, die Liquidität wird immer knapper und jede langfristige Planung oder die Erfüllung von finanziellen Verpflichtungen wird unmöglich. Ein wirksames Instrument für genau diesen Moment ist ein Liquiditätsnotfallplan!

Was sind die Bestandteile eines Liquiditätsnotfallplans?

Ein wirksamer Liquiditätsnotfallplan besteht aus mehreren Kernkomponenten: Herzstück ist eine aktuelle Liquiditätsplanung – also eine Liquiditätsübersicht, die Kontostände, offene Forderungen und Verbindlichkeiten transparent darstellt. Ergänzend dazu definieren Frühwarnindikatoren wie die Liquiditätsquote oder Zahlungsrückstände klare Auslöser für Maßnahmen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist eine konkrete Maßnahmenliste, die Schritte zur Überbrückung von Engpässen enthält – etwa die Nutzung von Kreditlinien, das Einziehen offener Forderungen oder Kostenreduzierungen. Ebenso wichtig sind klar geregelte Rollen und Verantwortlichkeiten, damit im Ernstfall jeder weiß, wer Entscheidungen trifft und Maßnahmen umsetzt. Schließlich sollte ein Kommunikationsplan integriert werden, der regelt, wann und wie Banken, Lieferanten oder Mitarbeiter informiert werden. Diese Struktur sorgt dafür, dass das Unternehmen auch in Stresssituationen handlungsfähig bleibt und Entscheidungen zügig umgesetzt werden können. Ein gut aufgebauter Notfallplan kombiniert Transparenz, klare Prozesse und schnelle Reaktionsmöglichkeiten, um Liquiditätsrisiken effektiv zu steuern. Hier alle Bestandteile in Kurzform als Überblick:

  • Liquiditätsübersicht: Tägliche oder wöchentliche Übersicht über Kontostände, offene Forderungen und Verbindlichkeiten.
  • Frühwarnindikatoren:Kennzahlen wie Liquiditätsquote oder kurzfristige Zahlungsrückstände. Handlungsoptionen: Konkrete Maßnahmenlisten (z. B. Kreditlinie ziehen, Skonti nutzen, Zahlungsziele verhandeln).
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Wer ist zuständig für Monitoring und Umsetzung?
  • Kommunikationsplan: Wie und wann werden Banken, Lieferanten oder Mitarbeiter informiert?

Cashflow und Liquidität: Was mache ich im Liquiditätsnotfall?

Im Liquiditätsnotfall sind schnelle, gezielte Maßnahmen entscheidend. Zunächst sollten Unternehmer offene Forderungen konsequent einziehen – beispielsweise durch ein straffes Mahnwesen, Inkasso oder den Einsatz von Factoring. 

Wichtig: Ein Factoring-Vertrag sollte vereinbart werden, bevor es schwierig wird. Er bringt Unternehmern neben planbare Zahlungsströme überdies eine Reihe von weiteren Vorteilen, wie Ausfallschutz, eine laufende Bonitätsprüfung und eine Entlastung im Forderungsmanagement.  

Parallel dazu können nicht zwingend notwendige Ausgaben sofort gestoppt oder verschoben werden, um Liquidität zu schonen. Auch die Nutzung bestehender Kreditlinien oder die kurzfristige Verhandlung von Zahlungszielen mit Lieferanten gehört zu den Standardmaßnahmen. Weitere Optionen sind der Verkauf nicht betriebsnotwendiger Vermögenswerte oder die Beantragung von Überbrückungskrediten. Auch das Sale-and-lease-back-Verfahren bringt neues Working Capital ins Haus. In extremen Situationen kann auch die Einführung von Kurzarbeit helfen, Personalkosten zu senken, ohne Mitarbeiter entlassen zu müssen. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen im Vorfeld klar definiert und vorbereitet sind, um im Ernstfall keine Zeit zu verlieren. Ein strukturierter Maßnahmenkatalog im Liquiditätsnotfallplan ermöglicht es Unternehmern, ruhig und zielgerichtet zu handeln und die Zahlungsfähigkeit ihres Unternehmens schnell wiederherzustellen. 

Hat ein Liquiditätsnotfallplan rechtliche Relevanz?

Ein Liquiditätsnotfallplan ist nicht nur ein betriebswirtschaftliches Werkzeug. Unternehmer sind sogar gesetzlich verpflichtet, bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung unverzüglich zu handeln, um eine Insolvenzverschleppung zu vermeiden. Ein klar dokumentierter Notfallplan unterstützt dabei, die Liquiditätslage jederzeit nachweisen zu können und zeigt, dass rechtzeitig geeignete Maßnahmen ergriffen wurden. Dies kann die persönliche Haftung der Geschäftsführung reduzieren. Zudem schafft der Plan eine Grundlage für die Kommunikation mit Banken, Gläubigern und Finanzbehörden. Durch die Dokumentation von Entscheidungen und Maßnahmen wird transparent, dass das Unternehmen seiner Sorgfaltspflicht nachkommt. Ein gut geführter Liquiditätsnotfallplan kann im Ernstfall sogar als Entlastung dienen, falls externe Prüfer oder Gerichte Einsicht verlangen. Wer frühzeitig Szenarien durchspielt und klare Handlungsabläufe definiert, erfüllt nicht nur seine gesetzlichen Pflichten, sondern verschafft sich auch mehr Sicherheit und schützt das Unternehmen vor gravierenden rechtlichen Konsequenzen.

Liquidität verbessern: Tipps zur Umsetzung

Ein Liquiditätsnotfallplan ist nur wirksam, wenn er regelmäßig aktualisiert wird – idealerweise quartalsweise. Unternehmer sollten Szenarioanalysen durchführen, wie sich Umsatzrückgänge oder unerwartete Kosten auswirken. Es empfiehlt sich überdies, frühzeitig mit Banken über Notfallkreditlinien oder flexible Finanzierungslösungen zu sprechen. Außerdem ist es sinnvoll, klare Verantwortlichkeiten im Team zu definieren und die zuständigen Mitarbeiter zu schulen. Auch eine enge Überwachung der Liquidität mit aktuellen Tools oder Softwarelösungen unterstützt das frühzeitige Erkennen von Engpässen.

So bleibt das Unternehmen handlungsfähig, und Entscheidungen können im Ernstfall ohne Verzögerung umgesetzt werden. Weitere Tipps zur Verbesserung der Liquidität gibt es übrigens hier.  

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