Liquiditätsplanung in Krisenzeiten

Die Liquiditätssituation mittelständischer Betriebe ist in der Coronakrise besonders angegriffen. Darüber spricht René Horstmann, Wirtschaftsjurist und Experte für Mittelstandsberatung bei der abcfinance advise GmbH.

DER Mittelstand.: Wie sehen Sie derzeit die Liquiditätssituation im Mittelstand?

René Horstmann: Wir erleben aktuell eine sehr angespannte Lage. Viele Unternehmen sind gezwungen, ihre Geschäftsstrategien zu überdenken und die Prioritäten neu zu justieren: Projekte pausieren, geplante Investitionen sind ausgesetzt, Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten werden abgewogen und staatliche Unterstützung beantragt. Andererseits – und das ist im Rahmen der Corona-Pandemie neu – mussten viele Unternehmen gleichzeitig investieren. Es gilt, digitale Vorhaben zu beschleunigen, um geschäftliche und digitale Transformationen durchzuführen. Dem gegenüber steht die Verschärfung der Kreditrichtlinien der Banken. Wir erleben auf der einen Seite also einen enormen Bedarf an Liquidität und auf der anderen Seite eine Verschärfung der Kriterien, nach denen Banken Geld verleihen.

Gibt es Unterschiede bei der Liquiditätsplanung zwischen „Klein“ und „Groß“?

Man könnte denken, dass Großunternehmen mehr Rücklagen hätten als kleinere. In der Praxis ist dem aber nicht immer so. Auch bei Warenkreditversicherern ist zu beobachten, dass aus Risikogesichtspunkten eher die großen Limite gekürzt werden als die niedrigen Versicherungslimite kleinerer Unternehmen.

Das vergangene Jahr stellt eine Jahrhundert-Herausforderung dar. Sehen Sie Vergleichspunkte mit bekannten Krisen?

Das Ausmaß ist ein anderes als zur Finanzkrise 2008/2009. Wir erleben diesmal eine Erschütterung der gesamten Wirtschaft. Auf Bankenseite und seitens der Warenkreditversicherer sind die Reaktionen allerdings ähnlich zur Finanzkrise 2008/2009. An Bonitäten und Kreditvergaben werden erhöhte Anforderungen gestellt, Limite werden eingekürzt oder nur eingeschränkt neu vergeben und bestimmte Bonitäten gar nicht mehr versichert. Ganz neu ist auch der Zusammenbruch ganzer Lieferketten, sodass Unternehmen eigene Produkte nicht herstellen konnten.

Worauf kommt es bei der Liquiditätsplanung des deutschen Mittelstands an?

Zum einen sollten sich Unternehmerinnen und Unternehmer gerade in Krisenzeiten tagesaktuelle Informationen über Zu- und Abflüsse von Geldmitteln verschaffen, um kurzfristig reagieren zu können. Zum anderen sollten sie ihren Forecast mit verschiedenen Szenarien erstellen. Oft sind diese starr auf eine Annahme ausgelegt. Dabei kann es lohnend sein, verschiedene Optionen und Eventualitäten zu durchdenken. Außerdem ist Kommunikation wichtig. Nur wer frühzeitig und offen auf eine Hausbank oder andere Finanzierungspartner zugeht, erfährt Unterstützung.

Was raten Sie Unternehmerinnen und Unternehmern zur Zeit am häufigsten?

Einerseits Diversifizierung: Sorgen Sie sowohl für ein breites Spektrum an Lieferanten und Abnehmern als auch an Finanzierungspartnern, um Abhängigkeiten und Risiken zu minimieren. Dann natürlich Digitalisierung: Corona ist in dieser Hinsicht ganz nebenbei ein Innovationstreiber. Dieses Momentum sollte weiterhin genutzt werden, um Kosten einzusparen und neue Lösungen zu finden.

Gibt es Möglichkeiten der Liquiditätsplanung, mit denen gesunde Unternehmen eine derartige Krise abfedern können?

Vereinbarungen mit Lieferanten und Abnehmern können eine Stellschraube für die Liquiditätsplanung sein. Klassische Finanzierungsinstrumente gegen Liquiditätsengpässe sind Factoring und Leasing. Der Verkauf von Forderungen (Factoring) sorgt für einen schnellen Geldzufluss, das Leasen von Maschinen entlastet die Kreditlinien. Darüber hinaus kann auch eine Umstellung des Lagerkonzepts helfen. Bricht der Absatz weg, schwächen Kapitalbindungskosten für Lagerhaltung die Liquidität. Die Einrichtung eines Konsignationslagers beim Abnehmer kann zum Beispiel helfen. Auch Sale-and-Lease-back kann eine Lösung sein, um an Liquidität zu gelangen und so die Eigenkapitalquote zu stärken.

Welche Hilfestellungen können Unternehmen in Anspruch nehmen?

In Krisenzeiten sind Finanzierungsfachleute gefragter denn je. Gerade kleinere Mittelständler können zum Beispiel von Interimsmanagern profitieren, die ihr Wissen aus den letzten zwei großen Krisen, der Dotcom-Krise 2000/2001 und Finanzkrise 2008/2009, mitbringen. Es gibt auch eine interessante Auswahl an Tools, die Kennzahlenberichte mit Auswertungen und Vergleichsfunktionen erstellen. 

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