Interview mit einem abcfinance advise-Experten:
Liquiditätsplanung in Krisenzeiten

René Horstmann (37) ist Wirtschaftsjurist und bereits seit 2015 für abcfinance als Experte für Mittelstandsberatung tätig. Seine Beobachtungen und Prognosen geben einen Eindruck über den Stand der Liquiditätsplanung und -erhaltung beim deutschen Mittelstand.

#1 Wie sehen Sie derzeit die Liquiditätssituation im Mittelstand?

"Wir erleben aktuell eine sehr angespannte Lage. Viele Unternehmen sind gezwungen, ihre Geschäftsstrategien zu überdenken und Prioritäten neu zu justieren: Projekte pausieren, geplante Investitionen sind ausgesetzt, Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten werden abgewogen und staatliche Unterstützung beantragt. Andererseits – und das ist im Rahmen der Corona-Pandemie neu – mussten viele Unternehmen gleichzeitig investieren. Es gilt, digitale Vorhaben zu beschleunigen, um geschäftliche und digitale Transformationen durchzuführen. Dem gegenüber steht die Verschärfung der Kreditrichtlinien der Banken. Einige Unternehmer haben hier den Eindruck, dass in der Bankenlandschaft ein pauschales Zusammenfassen von Unternehmen in bestimmten Branchen zu Risikokandidaten erfolgt, denen man weniger oder gar kein frisches Geld gibt. Kurzum: Wir erleben auf der einen Seite einen enormen Bedarf an Liquidität und auf der anderen Seite Verschärfung der Kriterien, nach denen Banken Geld verleihen."

#2 Gibt es Unterschiede bei der Liquiditätsplanung zwischen „Klein“ und „Groß“?

"Man sollte meinen, dass Großunternehmen mehr Rücklagen haben als kleinere. In der Praxis ist dem aber nicht immer so. Hinzu kommt die Verschärfung der Kreditrichtlinien insbesondere für Großunternehmen. Auch bei Warenkreditversicherern ist zu beobachten, dass aus Risikogesichtspunkten eher die großen Limite gekürzt werden als die niedrigen Versicherungslimite kleinerer Unternehmen."

#3 Das vergangene Jahr stellt eine Jahrhundert-Herausforderung dar. Sehen Sie Vergleichspunkte mit bekannten Krisen oder ist die Herausforderung gänzlich neu?

"Ich denke das Ausmaß ist ein anderes als zur Finanzkrise 2008/2009. Waren dort bestimmte Branchen, Staaten und Investments von Privatpersonen und Fonds betroffen, erleben wir diesmal eine Erschütterung der gesamten Wirtschaft. Auf Bankenseite und seitens der Warenkreditversicherer sind die Reaktionen verständlicherweise ähnlich zur Finanzkrise 2008/2009. An Bonitäten und Kreditvergabe werden erhöhte Anforderungen gestellt, Warenkreditversicherungs-Limite eingekürzt oder nur eingeschränkt neu vergeben und bestimmte Bonitäten gar nicht mehr versichert. Ganz neu ist auch der Zusammenbruch ganzer Lieferketten, so dass Unternehmen eigene Produkte nicht herstellen konnten."

#4 Welche Fehler beobachten Sie bei der Liquiditätsplanung des deutschen Mittelstands und was würden Sie dagegen unternehmen?

"Fehler finde ich drastisch formuliert. Aber es gibt Optimierungsmöglichkeiten. Zum einen sollten sich Unternehmer gerade in Krisenzeiten auf Tagesbasis aktuelle Informationen über Zu- und Abflüsse von Geldmitteln verschaffen, um kurzfristig reagieren zu können und taggenauen Überblick zu haben. Zum anderen sollten Unternehmer ihren Forecast mit verschiedenen Szenarien erstellen. Oft sind diese starr auf eine Annahme ausgelegt. Dabei kann es lohnend sein, verschiedene Optionen und Eventualitäten zu durchdenken. Zudem finde ich persönlich Kommunikation wichtig. Nur wer frühzeitig und offen auf eine Hausbank oder andere Finanzierungspartner zugeht, erfährt Unterstützung. Gerade bei kleineren Unternehmen ist dies manchmal nicht gängige Praxis."

#5 Was raten Sie Unternehmern zurzeit am häufigsten?

"Einerseits Diversifizierung: Sorgen Sie sowohl für ein breites Spektrum an Lieferanten und Abnehmern als auch an Finanzierungspartnern, um Abhängigkeiten und damit Risiken zu minimieren.

Dann natürlich Digitalisierung: Corona ist zurzeit ganz nebenbei ein effektiver Innovationstreiber. Dieses Momentum sollte weiterhin genutzt werden, um Kosten einzusparen und neue Lösungen zu finden.

Nur wer auf Veränderungen schnell reagiert, wird auf Dauer erfolgreich sein. Wir sollten auch die Globalisierung neu bewerten und die Unterbrechung globaler Lieferketten zum Anlass nehmen, diese kritisch zu hinterfragen und ein regionales Backup zu etablieren."

#6 Gibt es Möglichkeiten der Liquiditätsplanung, mit denen gesunde Unternehmen eine derartige Krise abfedern können?

"Vereinbarungen mit Lieferanten und Abnehmern können eine Stellschraube für die Liquiditätsplanung sein, denn insbesondere Skontoausnutzung gegenüber Lieferanten bergen Einsparpotential. Klassische Finanzierungsinstrumente gegen Liquiditätsengpässe sind natürlich Factoring und Leasing. Der Verkauf von Forderungen sorgt für einen schnellen Geldzufluss, das Leasen von Maschinen entlastet die Kreditlinien. Schnell hilft auch die Finanzierung des Warenlagers. Darüber hinaus kann auch eine Umstellung des Lagerkonzepts helfen. Bricht der Absatz weg, schwächen Kapitalbindungskosten für Lagerhaltung die Liquidität. Die Lösung kann hier die Einrichtung eines Konsignationslagers beim Abnehmer sein. Kommt es dann ganz hart, sollte man offen in die Kommunikation mit Leasinggebern, Vermietern etc. gehen und in die Neuverhandlung der Zahlungspläne gehen. Auch Sale-and-lease-back kann eine Lösung sein, um an Liquidität zu gelangen und so die Eigenkapitalquote zu stärken."

#7 Welche Hilfestellungen können Unternehmen in Anspruch nehmen? Gibt es Tools, die unterstützen können?

"In Krisenzeiten sind Finanzierungsfachleute gefragter denn je. Gerade kleinere Mittelständler können hierbei zum Beispiel von Interimsmanagern profitieren, die ihr Wissen aus den letzten zwei Krisen („Dotcom-Krise“ 2000/2001 und Finanzkrise 2008/2009) mitbringen. Bei den Tools gibt es eigentlich eine ganz interessante Auswahl. Allerdings arbeiten vor allem kleinere Mittelständler lediglich mit den klassischen Infos des Steuerberaters. Diese Auswertungen sind aber zeitlich sehr nachgelagert. Hier gibt es auch kleine nicht kostenintensive Tools, die Kennzahlenberichte mit Auswertungen und Vergleichsfunktionen erstellen. Hier kann ich Canei.digital sowie den „Stabilitätscheck“ des Instituts für Mittelstandsberatung empfehlen.

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Über René Horstmann

René Horstmann (37) ist Wirtschaftsjurist und bereits seit 2015 für abcfinance als Experte für Mittelstandsberatung tätig.

 

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